Falling home through time and space

Falling home through time and space

Heimkommen nach so vielen Monaten on the road – wie wird das sein? Vieles habe ich dazu bewusst und unbewusst überlegt, wie es sein wird, wieder ZUHAUSE zu sein. Und was dann sei wird.

In den Langzeit-Reise-Foren diverser sozialer Medien gibt es dazu jede Menge Erfahrungsaustausch, und ich hatte auch ab und an dort hineingeschnuppert, um zu lesen, wie es anderen dabei so ging: pure Freude wieder daheim und bei den Liebsten zu sein, das Vermissen der Lebendigkeit, des bunten Lebens auf den Straßen, geglückte Landungen mit neuen Lebenswegen, Langeweile, vielfach auch  der Wunsch, wieder loszuziehen, kleine und große Veränderungen auf allen Ebenen, …  alles war dabei.

Mein Plan war, zum spätest möglichen Zeitpunkt – am 31. Juli – heimzufliegen, vorher noch meine 2 Prüfungen in Denpasar zu schreiben und die letzten 6 Wochen danach noch zu nutzen, um Freunde zum Abschied zu umarmen, Sampai jumpa lagi, auf Wieder-Sehen, zu sagen, und so viel und so oft wie möglich noch den Kopf unter Wasser zu halten.

Was dann jedoch kam, darauf war ich nicht vorbereitet …

Nach ersten gesundheitlichen troubles (please click for more info) folgten fast 2 Wochen unverändert starke Schmerzen und Schwellung im Knie, ein neuerlicher Besuch beim Orthopäden im Siloam Hospital, eine weitere Punktion und dann war Feuer am Dach: Verdacht auf eine Infektion im Gelenk.

Ich war geschockt, mir war rein intellektuell die Tragweite der Situation und aller möglicher Konsequenzen klar, was fehlte – und das verstehe ich bis heute nicht ganz – war die lebensnotwendige Dringlichkeit, hier und jetzt etwas zu unternehmen. Ein Gefühl, das sich bei mir unter normalen Umständen immer zuverlässig meldet.

Es brauchte noch den frühmorgendlichen Anruf einer Freundin, der ich zuvor ein kurzes Update der Situation geschickt hatte. „Du, ich hab‘ die ganze Nacht schlecht geschlafen. Ich hoffe, Du nimmst es mir nicht übel, aber ich hab nur eine einzige Frage an Dich: Geht es Dir noch gut?!! Flieg. Sofort. Heim.“ war die Botschaft und sie war mit dem not-wendigen Donner angekommen.

Dann ging alles sehr schnell:

Telefonate mit meiner Reiseversicherung, ein letzter Besuch im Siloam Hospital, um einen ärztlichen Report und die Bestätigung „fit to fly“ zu bekommen. “Ya, it’s better you go home fast“, meinte der Orthopäde. 1 Stunde nach Versand aller Unterlagen an meine Versicherung, hatte ich bereits den ärztlichen Dienst in München am Rohr. Letzte Abklärungen, dann die Suche nach dem nächstmöglichen passenden Flieger oder Ambulanz-Jet. 3 Stunden später war klar, dass ich in 24 Stunden – um Mitternacht des nächsten Tages – über Dubai nach Wien zurück fliegen würde. Emirates, Business Class. Der Ambulanz-Jet hätte zu lange gebraucht und wir einigten uns darauf, dass ich es irgendwie schaffen müsste, unbegleitet heimzufliegen – “… und, bitte, machen Sie sich beim Check-In nicht kränker als Sie eh schon sind, das haben manche Fluglinien nicht gerne“.

Meine balinesischen Krücken behielt ich, Jason und Elnie halfen beim Zusammenpacken meiner Sachen. Es war keine Zeit und vor allem auch keine körperliche Möglichkeit mehr für einen gemütlichen gemeinsamen letzten Abend mit meinen Freunden in Canggu. Elnie selbst war just an diesem Tag beruflich in Jakarta, zischte jedoch direkt vom Flughafen zu mir, um alles zu erledigen und mich dann kehrtwendend gemeinsam mit Jason zum Flughafen zu bringen.

Meine zweite Prüfung, mein bereits gebuchter Rückflug Ende Juli, mein geplanter Tauchaufenthalt auf The Rig in Sipadan  Mitte Juni – das alles würde ich später absagen. Es war jetzt egal.

Ab dem Eintreffen beim Check-In in Denpasar war ich in einer eindruckvollen, lückenlosen Rettungskette. Quer durch alle Flughäfen, immigration und Sicherheitskontrollen bis zur Ankunft in Wien wurde ich von einer special assistance person zur nächsten weitergereicht. Der Flug selbst war nicht lustig, und das lag leider nicht an der Tatsache, dass ich den ersten gut gekühlten, fein prickelnden Champagner seit 10,5 Monaten nicht trinken konnte. Mit heftigen Schmerzen, vor allem nun in der Hüfte, die alle Stützarbeit für das entzündete Knie übernehmen musste, aber überglücklich landete ich am Donnerstag, 13.6. in Wien. Ab jetzt konnte alles gut werden.

Meine Mum und meinen Papa konnte ich in der Ankunftshalle leider nur kurz umarmen, wir tauschten meinen Asien-Rucksack, über den wahrscheinlich speziell die Infektiologie ganz begeistert gewesen wäre 😉 gegen eine kleine, frisch gepackte Tasche, und dann fuhr  ich mit den bereits neben meinen Eltern wartenden Sanitätern direkt vom Flughafen ins AKH.

Nur ein anderer, dringlicherer Notfall verhinderte, dass ich noch am selben Abend operiert wurde.

Fallen durch Zeiten, Welten und Schichten

Am nächsten Tag zu Mittag war es dann soweit – Arthroskopie meines septischen Knies. Die Maschinerie aus SpezialistInnen verschiedenster Disziplinen lief spürbar an und ich wollte an keinem anderen Platz der Welt sein.

Der Eingriff liegt nun 10 Tage zurück und es war sehr schnell klar, dass es ein langer Weg zurück werden würde. Funktionsverlust? war meine Frage an meinen Oberarzt. Es wird viel Arbeit werden, lautete seine Antwort.

Der Fall von der großen, weiten Freiheit des Herumziehens in Südostasien in eine nun gewünschte und notwendige Kleinheit war vielleicht wie Alice’s Fall durch viele Welten. Ich bin wieder zuhause, ich sehe über mein Wien, höre Wienerisch am Gang und es ist hic et nunc der einzig richtige und vorstellbare Ort. All das, was ich in den letzten zehneinhalb Monaten erlebt und gelebt habe, scheint wie ein anderes Leben zu sein. Ich komme dort momentan nicht hin – und es braucht es auch nicht.

Nur sehr wenige Menschen wussten von der Evakuierungsaktion. Ich hatte mich auf so viele Menschen gefreut, auf jede und jeden, die ich fast 1 Jahr lang nicht gesehen habe. Aber ich wusste und weiß auch, dass meine Kraft dafür derzeit nicht reicht. Vivi, die ich seit April nicht mehr gesehen hatte, wartete bereits auf mich als ich aus dem OP herauskam, sie war den ganzen Abend bei mir und irgendwann zwischen Schlafen und Wachen fragte ich sie dann – „Mein Schatz, bist Du mir sehr böse, wenn ich Dich jetzt nicht frage, wie es Dir geht? Ich kann es einfach nicht aufnehmen ….“ Wer sie kennt, weiß sicher wie sie reagiert hat. Es sind auch viele Tränen,  die jetzt geweint werden wollen und dürfen, und das ist auch gut so. 

Es wird sehr sehr langsam besser, mit zahlreichen back slides. Schmerz isoliert so sehr, das Arbeiten am und das Geschehen-Lassen des eigenen Gesundwerdens, Sorgen, Verzweiflung, alles was dazugehört frisst vielfach mehr als 100% meiner Tagesenergie. Es ist ein schmerzhafter Prozess auf allen Ebenen, und ich kann meine Verbundenheit für jene Menschen, die mich hier einfach begleiten und tragen, gar nicht in Worte fassen. Und ich freue mich auf jede und jeden von Euch, die ich erst ein wenig später in die Arme schließen kann. Ich hoffe, Ihr könnt es mir nachsehen!

So, these are the news.

Was lernen wir daraus?

  • Eine gute Reisekrankenversicherung ist im Ernstfall nicht mit Gold aufzuwiegen.
  • “Springe, und das Netz wird erscheinen” war die Ermutigung einer Freundin vor meiner Abreise. Immer wieder im letzten Jahr hatte ich mir gedacht: Hej, ich bin gesprungen! Und das Netz ist noch nicht erschienen, aber ich liebe dieses Fliegen. Und jetzt bewahrheitet es sich. Jetzt ist das Netz da, ein unfassbar dichtes und tragfähiges Netz auf jeder Ebene. Ich habe in den letzten Wochen so viel Unterstützung und Hilfe geschenkt bekommen, wie ich es wahrscheinlich in diesem Leben gar nicht mehr zurückgeben kann. Ich kann einfach nur DANKE sagen – Life may bless you!
  • Ja, es gibt Wege, die Wiedersehensfreude und den Kulturschock beim Zurückkehren zu vermeiden, ich kann sie bloß nicht wirklich empfehlen 😉
  • Ich gehöre zur absolut glücklichen Gruppe Menschen, die sich aus so einer Situation herausfliegen lassen können. Der Großteil der Menschen auf unserer Welt kann es nicht, und was das bedeutet, möchte ich mir beispielsweise in meinem Fall nicht einmal ansatzweise vorstellen.
  • Ich wiederhole mich: man kann über das öffentliche österreichische Gesundheitswesen leidlich viel jammern, aber de facto gibt es keinen Ort der Welt, wo ich mich momentan in besseren medizinischen Händen wüsste.

Gleich am Tag nach der OP habe ich mit Physiotherapie begonnen. Beim Humpeln der ersten Schritte am Gang sagte ich noch großspurig ambitioniert zu meinem Therapeuten: „Bitte eines vorgleich vorweg: mein Therapieziel ist nicht, daheim vom Wohnzimmer in die Küche zu kommen, um mir einen Kaffee zu holen. Ich möchte wieder wandern, ich möchte wieder tauchen. Ich möchte mein Leben zurück.

Weil ich weiß, wie großartig und wunderschön es sein kann.

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This Post Has 3 Comments

  1. Ohhh lang nichts von dir gehört. Wir sind bestürzt über deine Diagnose und das frühzeitige und sicherlich recht stressreiche Ende deiner Reise. Aber gleichzeitig sind wir froh zu hören, dass du nun in besten Händen bist und Dir geholfen wird. Wir drücken dir die Daumen, dass du schnellstmöglich wieder auf die Beine kommst und schmerzfrei laufen kannst. Fühl dich gedrückt und vielleicht besuchen wir dich ja auch mal im schönen Wien!
    Liebe Grüße von tom und Marli (aus Ubud ;))

  2. Ahh du bist wieder da, du lebst, du wirst wieder gesund! daran gibts nicht den geringsten zweifel!
    Bin froh, dass du so eine tolle reise hattest und freu mich auf ein wiedersehen! wann bist besuchbar?
    Dickes Bussi und drück dich fest, Karin

  3. I really happy you write again. You always know you have me wherever you are my thought always goes to you, Tina 🤗 thank you for your present and be part of my life. Look forward to see you again to hanging at Two Tree and try new hype cafe in Canggu 😘

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